FDPStaatsakt für Hans-Dietrich Genscher

Genscher hat zum Erfolg Deutschlands unermesslich viel beigetragen

Die Bundesrepublik nimmt Abschied von Hans-Dietrich GenscherDie Bundesrepublik nimmt Abschied von dem ehemaligen Außenminister und FDP-Chef Hans-Dietrich Genscher
19.04.2016

Am Sonntag würdigten im alten Bonner Plenarsaal zahlreiche Spitzenpolitiker, ehemalige Top-Diplomaten und Weggefährten den verstorbenen Bundesaußenminister a.D. Hans-Dietrich Genscher in einem Staatsakt. Der ehemalige FDP-Chef, Außenminister und Architekt der Deutschen Einheit sei ein Brückenbauer gewesen, verdeutlichte sein Nachfolger Klaus Kinkel in seiner Rede beim Staatsakt. "Er prägte den Wandel vom Rüsten zum Reden", sagte Kinkel. Auch FDP-Bundesvorsitzender Christian Lindner zollte dem ikonischen Weltpolitiker und "väterlichen Freund" der Freien Demokraten Hochachtung.

Kinkel, der Genscher im Jahr 1992 als Außenminister folgte, gab einen Rückblick auf die politische Laufbahn seines Vorgängers. Vom Innenpolitiker habe sich Genscher zum "Akteur der Weltpolitik" gewandelt und habe bis zuletzt "flammende Vorträge zu seinem Europa" gehalten. Politisches Meisterstück des liberalen Politikers seien die Zwei-plus-Vier-Verhandlungen und anschließender Vertrag. Darüber hinaus sprach Kinkel über Genschers "Herzblut für die FDP", deren Erfolge bei den jüngsten Landtagswahlen Mitte März ihn "unendlich glücklich" gemacht hätten.

Genschers Stimme fehlt

Lindner betonte, dass die Stimme des großen Staatsmannes in der aktuellen Flüchtlingspolitik fehle. "Seine Maxime war immer: Deutschland hat eine besondere Verantwortung für die kleinen Partner in Europa, eine der stärksten Nationen der Europäischen Union ist in besonderer Weise zur Rücksichtnahme verpflichtet", gab der FDP-Chef zu bedenken.

"Bei der Verabschiedung von Deutschlands 'immerwährendem Außenminister' Hans-Dietrich Genscher lebten in dem so würdigen wie bescheidenen Staatsakt alle guten Seiten der Bonner Bundesrepublik noch einmal auf", kommentierte der Vizepräsident des EU-Parlaments, Alexander Graf Lambsdorff. Diese sei die glücklichste und erfolgreichste Phase der deutschen Geschichte gewesen. Für Lambsdorff ist klar: "Genscher hat zu diesem Erfolg unermesslich viel beigetragen."

Beim Staatsakt würdigte Bundespräsident Joachim Gauck die Verdienste Genschers um den internationalen Dialog und Frieden. Genscher sei ein Kriegskind gewesen, das mit 17 Jahren zum "allerletzten Aufgebot der Wehrmacht" gehörte und seitdem "nichts so sehr fürchten und hassen gelernt hatte wie den Krieg", erklärte Gauck. Genscher sei "ein Glück für unser Land gewesen" und habe "buchstäblich bis zum letzten Atemzug" dafür geworben, "das in Europa so glücklich und so friedlich Erreichte nicht aufs Spiel zu setzen". Neben Gauck und Kinkel sprachen auch der frühere US-Außenminister James Baker und der Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer.

Hintergrund

Mit dem Staatsakt wurden Genschers herausragende Verdienste um die Bundesrepublik gewürdigt. Als langjähriger Parlamentarier, Bundesminister und Bundesvorsitzender der Freien Demokratischen Partei hat sich Hans-Dietrich Genscher historische Verdienste um die liberale Idee in Deutschland, Europa und der Welt erworben. Am 31. März ist er im Alter von 89 Jahren gestorben.

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