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Religiöse Mode auf dem Vormarsch

Frau mit Kopftuch
16.09.2016

Europa entzweit derzeit kein eiserner Vorhang, sondern ein Stück Stoff: Die Debatte um die Verschleierung erhitzt die Gemüter, die Wörter Hijab, Niqab, Burka und Burkini sind in aller Munde. Die Experten der Stiftung für die Freiheit haben eine nüchterne Analyse vorgenommen und eine Bestandsaufnahme von "Modest Fashion" in muslimischen Kulturkreisen gemacht. In einem ausführlichen Beitrag berichten Olaf Kellerhoff, Almut Besold, Tala Itani und Moritz Kleine-Brockhoff über aktuelle Entwicklungen und traditionelle Hintergründe in ihren Projektländern.

In kaum einem islamischen Land habe die Vollverschleierung wirklich Tradition, stellen die Stiftungsexperten mit Blick auf konkrete Beispiele von Marokko bis Malaysia fest. Vielmehr seien die Formen der Vollverschleierung seit einigen Jahren ein Symbol fortschreitender Wahhabisierung in der islamischen Welt. Neben der Vollverschleierung nähmen aber auch die Formen moderner oder hybrider Kleidungsformen zur partiellen Verhüllung zu – wie der Burkini, der in Australien erfunden und zum Gegenstand heftiger Debatten um die Auseinandersetzung zwischen Religionsfreiheit und säkularen Werten in westlichen Gesellschaften wurde.

Mittlerweile belegte der "State of the Global Islamic Economy Report", dass der Kleidungsmarkt für Muslimas von derzeit 230 Milliarden USD auf 327 Milliarden USD in 2019 anwachsen werde. Tommy Hilfiger, H&M und Uniqlo bieten schon längst "modest wear" an. Dieses Jahr kündigte Dolce & Gabbana an, Kopftücher zu verkaufen.

Nicht Kleider-, sondern Werteordnung

Somit würden auch Deutschland und Europa viel stärker als früher mit Verschleierung konfrontiert werden, prognostizieren die Stiftungsexperten. Die Vollverschleierung als Ausdruck eines ultrakonservativen Islam sowie einer verstärkten Besinnung auf kulturelle Identitäten stelle eine Abgrenzung vom säkularisierten Westen dar. Mit Blick auf partielle Verschleierung gebe es zumindest gegenwärtig ein Spannungsfeld zwischen unterschiedlichen kulturellen Normen. Nötig sei eine offene Debatte zwischen beiden Seiten, wobei die Akzeptanz der hiesigen Werteordnung von zentraler Bedeutung für Liberale sei.

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