StiftungSkripal-Affäre

Solche Entscheidungen fallen nicht ohne Zustimmung von oben

Experten halten eine Beteiligung des Kreml am Angriff für wahrscheinlichExperten halten eine Beteiligung des Kreml am Angriff für wahrscheinlich
28.03.2018

Der Skandal um die Vergiftung des russischen Ex-Spion Sergej Skripal weitet sich aus, 24 Länder haben sich entschieden, russische Diplomaten und Geheimdienstler auszuweisen. Russland streitet nach wie vor eine Beteiligung am Angriff vehement ab. Julius von Freytag-Loringhoven, Leiter des Moskauer Büros der Stiftung für die Freiheit, ordnet im rbb-Inforadio den Fall ein. Die Deutung des Anschlags sei schwierig, erklärt er. Es sei unklar, ob man damit eine große Strategie verfolge oder ob es sich bei diesem Fall und dem Mord an dem ehemaligen liberalen Vizepremierminister Boris Nemzow um Einzeltaten handele.

Bei Letzterem wisse man zwar, wer den Mord beauftragt wahrscheinlich habe, "und es waren Kreise ganz eng um Präsident Putin", betont der Stiftungsexperte. "Aber bis heute ist nicht klar, ob das ein schmutziges Geschenk war, oder ob das wirklich geplant wurde bis zuletzt mit Beteiligung von Putin." Ähnlich verhalte es sich jetzt im Fall Skripal. "Alles deutet darauf hin, dass das im Kreml jemand organisiert hat mit Nähe zum Präsidenten." So eine Entscheidung werde tendenziell nicht ohne Zustimmung von oben getroffen, weil klar sei, dass sowas "schließlich zu einem massiven diplomatischen Skandal" führen werde.

Auch die Haltung der Bevölkerung in Russland sei schwer festzumachen. Allerdings: "Solange keine handfesten Beweise auf dem Tisch liegen, ist es natürlich leicht zu sagen, 'das ist nur ein Angriff gegen Russland, der Westen reagiert offenbar schon, obwohl noch keine Beweise da sind'. Und vermutlich denken auch viele so." Es gebe jedoch auch zahlreiche Stimmen, die mit der Regierungslinie kritischer umzugehen wüssten.

Hören Sie hier das ganze Interview. (ch)

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