06.05.2016FDPSucht- und Drogenpolitik

STRACK-ZIMMERMANN-Gastbeitrag: Entspannter über Cannabis diskutieren

Berlin. Die stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende DR. MARIE-AGNES STRACK-ZIMMERMANN schrieb für die „Huffington Post“ den folgenden Gastbeitrag:

Es stünde uns in Deutschland gut zu Gesicht, die Frage, ob man den Konsum von Cannabis legalisiert oder nicht, etwas entspannter zu diskutieren. Es passt zu uns, daraus eine Staatswissenschaft zu machen.

Die Anhänger der Freigabe sowie die Gegner des freien Konsums warten mit Gutachten, Wissenschaftlern und Experten auf, auch mit Polizeibeamten und Richtern. Sie alle treten auf den Plan, um darüber zu diskutieren, sich darüber ordentlich zu streiten und je nach Position, als Kronzeuge der Wahrheit aufzutreten.

Definitiv ist an dieser Stelle ein Gutachten überflüssig, um zu wissen, dass der tägliche Konsum von Cannabis – im Volksmund kurz „kiffen“ genannt – das tägliche „zudröhnen“, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht gesund ist, so wenig gesundheitsfördernd wie der grenzenlose Konsum von Alkohol oder der hemmungslose Genuss von Süßigkeiten und fettigen Chips.

Letztere Freuden – vor allen Dingen die des Trinkens – werden in unserem Kulturkreis hingenommen, sind in allen Salons gesellschaftsfähig – geradezu ein Muss, will man nicht als vertrockneter Spießer oder Party-Puper angesehen werden.

Besoffene Menschen, lallend, torkelnd oder gar in die Ecke kotzend, findet jeder fies, aber das ist es dann auch. Einen Schwips dagegen zu haben, läuft unter der Kategorie „ziemlich niedlich“.

Kurz und gut, auch der Konsum von Cannabis ist eine Frage der Häufigkeit und der Menge, nicht eine Frage, ob wir kurz vor dem Untergang des Abendlandes stehen. Übrigens im Morgenland ist der Konsum von Cannabis – im Gegensatz zum Alkohol – nicht nur erlaubt, sondern gang und gäbe.

Die Mehrheit der Freien Demokraten hat sich für die Freigabe vom Cannabiskonsum ausgesprochen. Und das hat zwei sehr gute Gründe:

1. Den Konsum zu kriminalisieren, bindet Polizei und Gerichte und macht aus kleinen Konsumenten große Straftäter.

2. Er erschließt den Dealern immer neue unkontrollierte Märkte, auf denen nicht nur minderwertiger Cannabis unter die Leute gebracht wird, sondern auch Jugendliche schnell zu Kunden werden.

Es macht Sinn, die Polizei und die Gerichte von diesen Aufgaben dringend zu entlasten. Und es ist geboten, Cannabis kontrolliert über Apotheken anzubieten, und dieses selbstverständlich nur an Volljährige.

Wie immer im Leben, machen Maß und Mitte Sinn. Wer zu schnell fährt, läuft Gefahr aus der Kurve, wer zu viel säuft, aus dem zivilen Miteinander zu fliegen.

Heißt nichts anderes: Sich täglich mit Cannabis zuzudröhnen, hat nichts mit Freiheit zu tun, sondern ist nur doof. Ob wir die Menschen vor letzterem wirklich beschützen können, halte ich für schwierig, da wir sie nicht aus der Eigenverantwortung entlassen können und wollen.

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