FDPBildungsföderalismus

Tor für vergleichbares Abitur steht weit offen

Schule, Whiteboard, White board, Unterricht, schüler, lehrerNeben vergleichbaren Prüfungen brauchen wir vor allem mehr Handlungsfreiheit für die Schulen vor Ort.
25.07.2019

Die Debatte über ein Zentralabitur für ganz Deutschland erhitzt die Gemüter. CSU-Generalsekretär Blume vergriff sich in der Diskussion im Ton. Gehässig äußerte er sich über das Abitur in Nordrhein-Westfalen, nachdem sich der aus NRW stammende FDP-Chef Christian Lindner für eine Reform des Bildungsföderalismus ausgesprochen hatte. Lindner hält es für ein gravierendes Problem, dass Schulabschlüsse aus verschiedenen Bundesländern nicht vergleichbar sind. Das sei aus der Zeit gefallen. FDP-Vize Katja Suding kritisierte die Einlassungen Blumes: "Ich finde es absolut respektlos, wie abfällig sich CSU-Generalsekretär Markus Blume gegenüber allen Menschen mit NRW-Abi äußert." Sie stellte klar, dass jedes Kind beste Bildung verdient habe – unabhängig vom Bundesland. "Neben vergleichbaren Prüfungen brauchen wir dafür vor allem mehr Handlungsfreiheit für die Schulen vor Ort."

In der Diskussion über ein einheitliches Abitur in Deutschland sind sich Bayern und Nordrhein-Westfalen in die Haare geraten. Nachdem sich Christian Lindner für ein Zentralabitur ausgesprochen hatte, folgte eine böse Spitze aus Bayern: "Dass Christian Lindner ein Zentral-Abi fordert, ist verständlich, denn er selbst hat ja NRW-Abi", sagte CSU-Generalsekretär Markus Blume. Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer forderte daraufhin eine Entschuldigung des Generalsekretärs bei den rund 75 000 Schülerinnen und Schülern, die jährlich in NRW ihr Abitur ablegten, und nun von Blume "in dieser Art und Weise diskreditiert" würden.

Blumes Einlassungen seien "das traurige Symptom des verantwortungslosen Wettbewerbs der Bundesländer untereinander, welches Abi den meisten Wert hat", konterte auch FDP-Vize Katja Suding. Sie forderte: "Es muss endlich Schluss sein mit dem Konkurrenzgebaren der Länder zulasten der Bildungs- und Lebenschancen unserer Kinder." Die Freien Demokraten forderten deswegen bundesweit einheitliche, ambitionierte Bildungsstandards verbunden mit einem Zentralabitur und vergleichbaren Prüfungen auf allen Ebenen. Der Bund müsse Bildung zudem finanziell stärker unterstützen, "etwa im Rahmen einer MINT-Offensive, einer Exzellenzinitiative für die berufliche Bildung oder einem Digitalpakt 2.0".

Statt die Diskussion auf "Zentralabitur: ja oder nein?" zu verkürzen, müssten endlich Konsequenzen aus dem desolaten Zustand des deutschen Bildungssystems gezogen werden. Wenn er einen Wunsch zur Änderung des Grundgesetzes frei hätte, würde er den Bildungsföderalismus reformieren, bekräftigt Christian Lindner im ARD-Sommerinterview. Die Freien Demokraten wollen "nicht eine bundeseinheitliche Schulpolitik machen, wo alles einheitlich ist, aber mehr Vergleichbarkeit, mehr Mobilität, mehr gemeinsame Standards – und nicht orientiert am niedrigsten Niveau wie zum Beispiel Bremen", fasst Lindner zusammen.

Bildungsnation Deutschland voranbringen

Eine der Folgen des sturen Festhaltens am Bildungsföderalismus nennt FDP-Chef Christian Lindner im ARD-Sommerinterview: "Das Umziehen zwischen zwei Bundesländern ist zu einem Risiko geworden, dass die Kinder und Jugendlichen sitzenbleiben, weil nichts abgestimmt ist. Das Abitur in seiner heutigen Form ist ungerecht, weil es aufgrund der unterschiedlichen Bedingungen in den Ländern nicht mehr aussagekräftig ist - sagt sogar das Bundesverfassungsgericht."

Ein bundesweites Zentralabitur wäre nicht nur effektiver, gerechter und transparenter – sondern ist ein notwendiger Schritt für die Bildungsnation Deutschland. Derzeit liefert sich Deutschland einen nahezu absurden nationalen Wettbewerb – statt über den Tellerrand zu schauen und den Vergleich mit Asien oder Nordamerika zu suchen. Auch OECD-Chef Andreas Schleicher sprach sich für bundesweite Standards aus: "Ein Abitur auf Landesebene macht genauso wenig Sinn, wie dass jeder Provinzfürst seine eigene Währung druckt. Denn am Ende bewerben sich die Schüler um die gleichen Hochschulen und Ausbildungsplätze."

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