BILD-Kolumne GUIDO WESTERWELLES
Berlin. Für die heutige Ausgabe der "Bild-Zeitung" schrieb der FDP-Partei- und Fraktionsvorsitzende DR. GUIDO WESTERWELLE folgende Kolumne:
"Es ist gut, wenn unser Staat mit den Moslems in Deutschland spricht. Deren übergroße Mehrheit sind friedliebende Mitbürger. Deshalb war es richtig, dass am Mittwoch endlich die erste "Islam-Konferenz" stattfand. Wenn von der Regierung etwas Richtiges gemacht wird, erkenne ich das auch als Oppositionspolitiker grundsätzlich an.
Das war freilich nur ein Anfang. Höfliche Worte reichen nicht. Ein unverbindliches Bekenntnis zu unseren Werten reicht nicht. Und für die deutsche Mehrheit ist es nicht genug, nur über Verständnis zu sprechen. Multikulti als Beliebigkeit ist gescheitert. Unsere Grundwerte, unsere Verfassung sind verbindlich. Wem sie nicht passen, der kann hier nicht leben. Verbindlich ist auch das Lernen der deutschen Sprache.
Was zählt, ist die Realität. Die ARD verschiebt einen Film über einen Türken, der seine Umwelt terrorisiert. Die Deutsche Oper setzt Mozart ab.
Hier ist die Regierung gefragt, aber ebenso alle Bürger, alle Parteien, alle Institutionen. Bei der Sprache fängt es an. Gibt es etwas Unehrenhafteres, als die Schwester oder Tochter zu ermorden? Und doch wurde das "Ehrenmord" genannt, als es in einer türkischen Familie in Berlin geschah.
Die Absetzung der Mozart-Oper ist ein Alarmsignal. Skandal 1: Falsche Rücksicht auf Drohungen. Skandal 2: In Berlin haben Senat und Sicherheitsbehörden die Oper hängen lassen. Die Politik darf sich aber nicht hinter der Kultur verstecken und eine Intendantin zum Bauernopfer machen. Skandal 3: Das Klima der Furcht und der Selbstzensur, das um sich greift. Wehret den Anfängen! Ich will eine freie Kultur, in der auch Hohn und Spott möglich sind - ebenso wie der friedliche Protest dagegen.
Man kann die Freiheit nicht verteidigen, indem man sie aufgibt. Toleranz gegenüber der Intoleranz ist nicht liberal, sondern dumm. Ein Kniefall vor der Gewalt schadet allen Bürgern, egal welcher Religion. Deutschland braucht mehr Rückgrat."