FDPRentendebatte

FDP will flexibles Renteneintrittsalter

Rendner mit EnkelDie FDP setzt sich für einen flexiblen Renteneintritt ab 60 Jahren ein.
25.10.2019

Kein Thema treibt die Menschen in Deutschland so um wie die Rente. Jetzt dreht sich der Streit um das Renteneintrittsalter. Die Bundesbank regte an, das Renteneintrittsalter bis 2070 auf 69 Jahre und vier Monate anzuheben - und die Empörung ist groß. Nach Ansicht von FDP-Chef Christian Lindner zeigen die Prognoserechnungen der Bundesbank, dass die Rentenpolitik der GroKo "einen Anschlag auf die Generationengerechtigkeit" darstellt. "Die ewig gleiche Debatte über das starre Rentenalter sollten wir endlich durchbrechen und ein flexibles Renteneintrittsalter nach schwedischem Vorbild einführen“, sagt FDP-Rentenexperte Johannes Vogel. "Nicht mehr Politiker sollten darüber entscheiden, wann jemand in Rente geht, sondern jeder Mensch individuell selbst. Das macht Sinn, weil die Lebenswege heutzutage so vielfältig sind.“ Nötig sei zudem ein Ausbau der privaten Altersvorsorge, so Lindner.

Der FDP-Vorsitzende nannte den Vorschlag der Bundesbank "nicht sachgerecht". Statt eine pauschale Erhöhung der Lebensarbeitszeit wolle seine Partei eine "Individualisierung des Renteneintritts" je nach den Wünschen der Arbeitnehmer. Nötig sei auch ein Ausbau der privaten Altersvorsorge. "So wie die GroKo das jetzt macht, wird es absehbar nicht funktionieren. Anfang der 30er Jahre käme es dann zum Crash", warnt Lindner. "Mit der Mütterrente und auch der Grundrente ohne Bedürftigkeitsprüfung wird ein Keil getrieben zwischen die junge und die ältere Generation. Deshalb wollen wir eine andere Rentenpolitik, die tatsächlich die Interessen aller Generationen in den Blick nimmt."

Mit Blick auf die Generation derjenigen, für die das Renteneintrittsalter 70 diskutiert wird, bekräftigte er: "Wir werden für die Jungen das Rentensystem nur gerecht machen können, wenn wir heute damit beginnen, nach einem Baukastensystem individuell zu ermöglichen, dass man auch eine private Altersvorsorge aufbaut." Er warnt vor diesem Hintergrund jedenfalls vor teuren Wahlgeschenken. "Es macht keinen Sinn, jetzt über eine Grundrente ohne Bedürftigkeitsprüfung zu sprechen, wenn die gesetzliche Rente noch nicht einmal sicher finanziert ist für die nächsten Jahrzehnte."

Die lähmende Debatte zeige einmal mehr das Versagen der Großen Koalition in der Rentenpolitik, sekundiert Rentenxperte Vogel: "Anstatt die Renten enkelfit zu machen, haben Union und SPD jahrelang Wahlgeschenke mit der Gießkanne verteilt und setzen dabei wissentlich die Zukunft der jüngeren Generationen aufs Spiel", schimpft Vogel. Er plädiert für eine Trendwende: "Ziel muss ein flexibles Renteneintrittsalter nach skandinavischem Vorbild sein." Er erläutert: "Wer sich früher für den Ruhestand entscheidet, erhält weniger und wer später in den Ruhestand geht, erhält mehr Rente. Zudem müssen die Hinzuverdienstgrenzen nach dem Renteneintritt komplett wegfallen. Eine solche echte Reform ist in Deutschland überfällig.“

Die Schweden machten seit Jahren erfolgreich vor, "dass man so auch individuell längeres Arbeiten belohnen und flexible Teilrentenmodelle ermöglichen kann", so der FDP-Rentenpolitiker. Vogel führt aus: "Das schwedische Modell funktioniert, was man auch daran sieht, dass die Schweden seit Jahren ein höheres faktisches durchschnittliches Renteneintrittsalter haben als wir hierzulande."

FDP-Präsidiumsmitglied Michael Theurer spricht beim Bundesbank-Vorstoß von einem “wichtigen Impuls in der Debatte um Generationengerechtigkeit". Die große Koalition sei mit ihrer Rentenpolitik “komplett auf dem Holzweg. Das Thema ist unterbelichtet und gehört auf die Tagesordnung". Er spricht sich ebenfalls für einen Kurswechsel in der Rentenpolitik aus. "Ein flexibles Renteneintrittsalter würde den Fehler der großen Koalition korrigieren, das Alter für den Eintritt in den Ruhestand abzusenken".

Andernfalls werde die durch Umlagen finanzierte Rente sehr bald an ihre Grenzen stoßen. "Wir müssen zudem Anreize schaffen", sagte der FDP-Politiker. "Wer länger arbeitet, soll eine höhere Rente bekommen. Das gilt auch für einen Dachdecker, der nach seiner Tätigkeit auf dem Bau gegebenenfalls eine andere Tätigkeit im Betrieb ausüben kann", so Theurer.

Für Christian Dürr, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP, rächt sich jetzt das jahreslange Nichtstun in der Rentenpolitik von Union und SPD. "Statt die Symptome mit schlechten Rentenpaketen zu bekämpfen, brauchen wir dringend eine umfassende Reform, die das Umlagesystem in der Rente durch echte Kapitaldeckung stärkt und die Generationengerechtigkeit nicht gefährdet", sagt er.

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