LINDNER-Interview für "Bild" (Düsseldorf)
Berlin. Der FDP-Spitzenkandidat in NRW und designierte NRW-Landesvorsitzende CHRISTIAN LINDNER gab "Bild" (Düsseldorf) (Montag-Ausgabe) das folgende Interview. Die Fragen stellten KERSTIN JÄCKEL und PETER POENSGEN:
Frage: Herr Lindner, Sie wollen die FDP wieder in den Landtag führen. Warum braucht NRW eine liberale Landtags-Fraktion?
LINDNER: SPD und Grüne behandeln die Menschen wie Kinder, die von der fürsorglichen Kindergärtnerin mit Ermahnungen, Verboten und Gesetzen gemaßregelt werden. Beste Beispiele dafür sind die Pläne zu Rauchverbot, Tempolimit und Ladenschluss. Wir nehmen die Bürger ernst. Deshalb lassen wir ihnen ihre Freiheit.
Frage: Nach den meisten Umfragen haben Sie die FDP von zwei auf vier Prozent gebracht...
LINDNER: Die Menschen sind wieder bereit, uns zuzuhören. Die FDP in NRW hat sich verändert und Glaubwürdigkeit bewiesen. Wir stellen Schuldenabbau vor Steuersenkung und vor mehr Staat, setzen Schwerpunkte für Arbeitsplätze in der Industrie und für Bildung.
Frage: Und der Schulkonsens von SPD, Grüne und CDU?
LINDNER: Der rot-schwarz-grüne Konsens stellt die Weichen Richtung Einheitsbildung. Die Grünen feixen doch schon über Norbert Röttgen. Aber die CDU ist den Grünen ja leider auf den Leim gegangen, weil die Gymnasien benachteiligt und langsam ausgetrocknet werden.
Frage: Wie?
LINDNER: Nur ein Viertel der Gymnasien kann heute Ganztag anbieten. Die Sekundarschule soll das aber grundsätzlich können. Außerdem müssen Gymnasien immer noch mit zu großen Klassen arbeiten. Das Gymnasium wird also systematisch benachteiligt. Die grüne Schulministerin spricht ja auch offen darüber, dass sie sich nur vom Begriff der Einheitsschule verabschiedet hat, nicht von dem Ziel.
Frage: Wieso ist das Gymnasium so wichtig?
LINDNER: Weil es längst nicht mehr nur für eine Elite da ist, sondern eine Schule für den Aufstieg. Das Gymnasium darf nicht sterben, hat ein Recht auf genauso faire Behandlung.
Frage: Wo wollen Sie im Landes-Haushalt sparen?
LINDNER: Vor allem die Bürokratie muss wieder schlanker werden. Der Staat darf nicht schneller wachsen als die Wirtschaftskraft der Bürger. Rot-Grün hat aber 2.000 neue Stellen geschaffen. Also wieder Stellen abbauen und Subventionen kürzen.
Frage: Werden Sie im Wahlkampf eine Koalitionsaussage treffen?
LINDNER: Ich behalte mir vor, dazu auf dem Landesparteitag am 6. Mai einen Vorschlag zu machen.
Frage: Jetzt liebäugeln Sie mit der Ampel?
LINDNER: Solche Koalitionsfragen beschäftigen mich im Moment nicht. Koalitionen brauchen aber Gemeinsamkeiten. Insbesondere zwischen FDP und Grünen gibt es derzeit aber fundamentale Unterschiede.