16.01.2003FDP-FraktionInnenpolitik

SEHN: Abgeordnete sind ihrem Gewissen, nicht dem Vatikan verpflichtet!

BERLIN. Zur Veröffentlichung der "Lehrmäßigen Note zu einigen Fragen über den Einsatz und das Verhalten der Katholiken im politischen Leben" seitens des Vatikans, erklärt die kirchenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Marita SEHN:

Die FDP lehnt den kaum verhohlenen Versuch der Beeinflussung von katholischen Politikerinnen und Politikern durch den Vatikan ab. Es ist dem Vatikan unbenommen, die Inhalte des katholischen Glaubens darzulegen und für die Einhaltung zu werben. Es ist aber offensichtlich, dass der Vatikan mit den derzeitigen politischen Entscheidungen unzufrieden ist und nun versucht, katholische Politikerinnen und Politiker "auf Linie zu bringen".
Dass der Vatikan das klare Bekenntnis zu Werten in der Politik einfordert ist legitim. Problematisch ist es aber, wenn die katholische Kirche versuchen sollte, bestimmte politische Entscheidungen einzufordern. Abgeordnete, egal welcher Konfession, sind vor allem ihrem Gewissen verpflichtet und nicht dem Vatikan.
Wenn in der Note die Rede von "Prinzipien der natürlichen Ethik" ist, stellt sich zwangsläufig die Frage: Ist die katholische Ethik die natürliche, oder können und wollen wir auch andere Werte gelten lassen?
Pluralismus ist nicht gleichbedeutend mit "Wertlosigkeit", wie es an einigen Stellen in der Note suggeriert wird. Pluralismus ist "Vielfalt" statt "Einfalt". Pluralismus ist die Grundbedingung für eine freie, offene und demokratische Gesellschaft.
Der Vatikan ist unzufrieden mit der Politik. Er hat das Recht und die Pflicht, die Politik an den Stellen, an denen sie seiner Meinung nach versagt, zu kritisieren. Katholische Politikerinnen und Politiker haben aber ebenso das Recht auf eine eigene und freie Gewissensentscheidung. Dieses sollte auch der Vatikan anerkennen und respektieren.

Bettina Lauer - Telefon (030) 227 54618 - pressestelle@fdp-bundestag.de

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