FDPTransplantationen

Vertrauen in Organspende zurückgewinnen

Daniel Bahr
06.03.2014

Anlässlich des Prozessbeginns gegen einen Transplantationsmediziner hat der Gesundheitsminister für Vertrauen in die Organspende geworben.

Der Skandal um die manipulierten Transplantationslisten ist knapp ein Jahr her und in Göttingen steht ein Mediziner seit Montag wegen Körperverletzung und versuchten Totschlags vor Gericht. Nach dem Skandal sind die Organspende- und Transplantationszahlen eingebrochen.

Gesundheitsminister Daniel Bahr kommentierte in der "Passauer Neuen Presse": "Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass ein Arzt eine solche kriminelle Energie entwickelt wie im Göttinger Fall. Wenn die Vorwürfe sich als zutreffend erweisen, muss es harte Strafen geben - auch im Berufsrecht. Die Ärztekammern sollten dann auch den Entzug der Approbation vornehmen. Wir haben die Gesetze verschärft, indem etwa die Manipulation der Warteliste strafbewehrt ist."

Zweite Chance auf Leben

Bahr betonte zugleich, dass man inzwischen aber wieder guten Gewissens zur Organspende aufrufen könne, weil "wir Konsequenzen gezogen" haben. Eine solche kriminelle Manipulation kann heute unterbunden werden. Er bedauerte, dass nicht nur Pateienten, sondern auch Ärzte verunsichert seien.

Daher wolle er mit einer großen Öffentlichkeitskampagne Vertrauen zurückgewinnen. So sind die Krankenkassen aufgefordert, alle Versicherten anzuschreiben. "Ich bin frohen Mutes, dass wir das wieder hinkriegen", so Bahr. "Ich denke an die 12 000 Menschen auf der Warteliste: Wer sich derzeit der Organspende verweigert, will damit vielleicht auch den Arzt bestrafen, der sich gerade in Untersuchungshaft befindet. Er bestraft jedoch die 12 000 Menschen, die dringend auf ein Spenderorgan warten. Die wollen eine zweite Chance auf Leben."
 

Schon zuvor hatte sich Bahr im "rbb-inforadio" für neues Vertrauen in das deutsche Organspendesysten ausgesprochen. Seit dem Skandal seien die Gesetze hierzulande verschärft worden. Heute gibt es Transplantationskonferenzen, unangemeldete Überprüfungen sowie in jedem Krankenhaus einen Transplantationsbeauftragten. "Deutschland hat die strengsten Regeln weltweit, wir haben sie nochmal verschärft", erklärte der Minister. Außerdem könne "nicht mehr ein Arzt alleine über die Wartelisten-Position entscheiden".

Bahr stellte klar, dass die Vorfälle in Göttingen die Ausnahme seien. "Das kann uns wieder Hoffnung geben, dass wir weiterhin aktiv für die Organspende werben. Denn das ist Lebensrettung pur", unterstrich er.

Ebenfalls neu ist die so genannte Entscheidungslösung. Dabei werden die Versicherten von ihrer Krankenkasse aufgefordert, eine Entscheidung zur Organspende zu treffen. "Ich glaube, dass Organspende ein Akt der Nächstenliebe ist, ein Geschenk, durch das jemand anderes eine Chance auf ein Weiterleben erhält." Die Widerspruchslösung, bei der jeder als Spender gilt, der nicht das Gegenteil erklärt, hält der Minister nicht für angemessen: "Ich finde, das kann man bei so einem sensiblen Thema nicht machen; erst recht nicht nach der Verunsicherung, die wir durch die Fälle in Regensburg und Göttingen hatten."

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