22.04.2009FDP

WESTERWELLE/DU MONT-Interview für die Zeitschrift "freundin"

Berlin. Der FDP-Partei- und -Fraktionsvorsitzende DR. GUIDO WESTERWELLE und der Schauspieler SKY DU MONT gaben der Zeitschrift "freundin" (April-Ausgabe) das folgende Interview. Die Fragen stellte MEIKE MAI:

Frage: Es überrascht uns, dass ein Top-Schauspieler und Spitzenpolitiker so gut befreundet sind. Wie kommt‘s?

Sky du Mont: Ich habe im Oktober 2000 Guido zu einem Segelausflug eingeladen, weil ich ihn für den SWR interviewen sollte. Anfangs hatte ich Angst um mein Leben, aber er kann segeln. Nach einiger Zeit habe ich sogar meine Schwimmweste abgelegt.

WESTERWELLE: Ich fürchte, mit dem Segeln habe ich anfangs zu sehr kokettiert. Ich habe nur den kleinen Segelschein auf dem Wannsee gemacht.

Frage: Und das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?

Sky du Mont: Die hat sich von da an ganz unspektakulär entwickelt. Wir haben das gleiche Gedankengut - Liberalismus und wir haben uns immer wieder auf Parteiveranstaltungen oder Galas getroffen.

Frage: Gibt es in Ihrer Freundschaft nur ein Thema: die Politik?

Sky du Mont: Guido hat mich in der Tat dazu gebracht, auch öffentlich meinen Standpunkt zu vertreten. Nur rum zu meckern ist doof, ich bin da lieber politisch aktiv.

WESTERWELLE: Natürlich haben wir auch andere Themen. Ich habe zwar Jura studiert, hatte aber immer eine große Leidenschaft für Kunst. Nur leider keine Begabung. Sky trägt dieses künstlerische Talent in sich. Das hat mein Interesse an ihm geweckt.

Frage: Was schätzen Sie aneinander besonders?

WESTERWELLE: Sky hat einen klaren inneren Wertekompass. Ich schätze an ihm seine Geradlinigkeit, sein Bekennertum, seinen unglaublichen Charme - und er hat sehr viel Humor.

Sky du Mont: Wie Guido sagt: Humor ist die Basis unserer Freundschaft. Neben den gemeinsamen Überzeugungen wie schon gesagt Liberalität und Offenheit.

Frage: Worüber können Sie lachen?

WESTERWELLE: Über kluge Witze, Selbstironie und Situationskomik. Skys Auftritt in "Der Schuh des Manitu" ist wunderbar, die Pointen wirken einfach spontan.

Sky du Mont: Beim Humor sollte es keine Tabus geben. Warum sollten wir nicht in Gegenwart von Guido z.B. über schwule Witze lachen dürfen? Jeder sollte doch so glücklich werden wie er mag. Mich interessiert allein die Leistung eines Menschen, nicht, was er hinter verschlossenen Türen macht.

Frage: Wie wichtig ist Ehrlichkeit?

WESTERWELLE: Sehr wichtig, ebenso wie Toleranz. Sky lebt mit Kind und Kegel in einem Haus. Michael und ich leben ohne Kinder als zwei Männer zusammen. Ehrlichkeit, Toleranz und Respekt sind immer der Beginn von Freundschaft.

Frage: Sie zwei arbeiten in Branchen, denen man Unehrlichkeit nachsagt...

Sky du Mont: Aber wir sind gerade deshalb befreundet, weil wir immer ehrlich sind. Guido lebt ein völlig anderes Leben als ich, braucht ständig Security. Aber er ist für mich und meine Frau Mirja immer telefonisch erreichbar. Wenn wir uns treffen ist alles ist unverstellt als hätten wir uns erst gestern gesehen.

WESTERWELLE: Unseren beiden Berufe wird vorgeworfen, eine Scheinwelt zu sein - das ist ein Vorurteil. In Wahrheit kann man auch hier nur erfolgreich sein, wenn man hart und diszipliniert arbeitet.

Frage: Stichwort Disziplin: Manche werfen in Ihrem Alter alles hin, verwirklichen Lebensträume. Eine Option für Sie?

WESTERWELLE: Ich habe nullkommagarkeine Ausstiegsgedanken. Und wenn mich jemand drei Tage auf eine einsame Insel schicken möchte, dann bitte mit Hotel und möglichst vielen Gästen. Als Rheinländer liegt die Geselligkeit in meinen Genen.

Sky du Mont: Ich verwirkliche jeden Tag meinen Traum - meinen Beruf. Eine zweite Karriere etwa als Politiker käme nicht in Frage. Die Presse würde mich zerfetzen, meine Tattoos fotografieren, meine Scheidungen durch den Schlamm ziehen. Außerdem will ich weiterhin offen meine Meinung sagen.

Frage: Herr du Mont, haben wir richtig gehört? Sie sind tatsächlich tätowiert?

Sky du Mont: Mehrmals! Das war sicherlich damals Rebellentum. Meine Mutter ist jedes Mal in Ohnmacht gefallen. Meinem Sohn übrigens würde ich auch Tattoos gönnen, meiner Tochter weniger - ich bin da leider ungerecht.

Frage: In welchem Stil sind Sie eigentlich von ihren Eltern erzogen worden?

Sky du Mont: Ich wurde sehr konservativ erzogen, bin von meinen Eltern auf ein Schweizer Internat geschickt worden.

WESTERWELLE: Ich bin in einer Villa Kunterbunt groß geworden, wir waren vier Jungs, Vater alleinerziehend. Rebellion war bei uns nicht nötig. Bei einem Tattoo hätte mein Vater nur müde genickt.

Frage: Herr du Mont, Sie sind mit 59 zum dritten Mal Vater geworden. Spätes Glück, das Sie auch Ihrem Freund Guido empfehlen?

Sky du Mont: So etwas Persönliches würde ich nie empfehlen. Denn die Entscheidung war auch für mich nicht leicht. Meine junge Frau wünschte sich von mir Kinder. Also habe ich zwei Monate jeden Abend mit der Rotweinflasche auf dem Sofa verbracht und gegrübelt: Will ich das? Babys kommen ja heutzutage nicht einfach so. Man sollte sie planen und heute danke ich Gott für meine Kinder.

Frage: Herr Westerwelle, könnten Sie sich eine Adoption vorstellen?

WESTERWELLE: Das ist sehr privat. Kinder dürfen nicht aus Sehnsucht nach Selbstverwirklichung entstehen. Das muss man sehr verantwortungsvoll entscheiden.

Frage: Sie legen beide Wert auf gutes Aussehen. Kämen für Sie Schönheitsoperationen in Frage?

Sky du Mont: Niemals! Männer haben den Vorteil, dass sie mit dem Alter gewinnen, Falten machen interessanter. Wir müssen halt an der Wampe arbeiten - und ich da bin schwer dabei...

WESTERWELLE: Allein der Gedanke an so etwas löst ein Schmunzeln bei mir aus, weil er so fern ist.

Frage: Und was ist mit Styling?

WESTERWELLE: Bei Männern ist das eher einfach - ein Smoking ist nun mal ein Smoking. Fertig.

Sky du Mont: Ich trage sonst nie Jackets, eher Polohshirts. Aber Guido lebt in einer Welt, wo das einfach dazu gehört.

Frage: Herr Westerwelle, Sie gehen nie ohne Anzug aus dem Haus?

WESTERWELLE: Es ist schlechterdings in meinem Innersten nicht vorgesehen, dass ich im Bundestag mit respektloser Kleidung auftrete. Schlampiges Äußeres würde die große Ehre, unser Volk vertreten zu dürfen, schmälern. Ich wundere mich gelegentlich wie sich Kollegen ans Rednerpult trauen. Wollen die auf einer Studentenparty eine Runde schmeißen oder eine Rede im Hohen Haus halten? Ich weiß: Bücher soll man nicht nach ihrem Einband bewerten. Aber: Umgangsformen, Höflichkeit, Respekt und Manieren sind mir wichtig.

Frage: Dann Duzen Sie andere wohl auch nicht so schnell?

Sky du Mont: Nein, mich stört es auch, wenn man in Deutschland vom Kneipier bis zum Politiker den Nachnahmen ohne Herr oder Frau nennt.

WESTERWELLE: Obwohl ich Angela Merkel privat duze, ist sie im Plenum für mich Frau Bundeskanzlerin. Da geht es um das Amt, um die Würde, und nicht um private Thekengespräche.

Frage: Apropos private Treffen. Besuchen Sie sich auch zu Hause und kochen vielleicht etwas gemeinsam?

WESTERWELLE: Das haben wir noch nie gemacht, ist aber eine gute Idee: Wir treffen uns zu viert oder acht, brutzeln gemeinsam. Früher kochte ich hauptsächlich Pasta, mittlerweile hat sich mein Küchenzettel klecklich erweitert. Mein neues Lieblingsgericht ist Rosmarinhühnchen im Römertopf.

Sky du Mont: Ich mache dann Risotto mit Steinpilzen - das beste nördlich der
Alpen.

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