FDPDas aktuelle Interview

Bundestag ist Vollversammlung von Sozialdemokraten

Christian LindnerChristian Lindner
05.12.2016

Es ist schwer voraussehbar, wie die innenpolitische und internationale Lage bei der Bundestagswahl 2017 tatsächlich aussehen wird. FDP-Chef Christian Lindner konzentriert sich aber darauf, "was für die Zukunft unseres Landes zu tun ist." Im Interview mit der Freien Presse spricht Lindner auch über die Chancen und Ziele der Liberalen. Und vor der Zukunft ist ihm dabei nicht bange. Er skizziert viel mehr, warum die FDP die Alternative für Demokraten ist.

So sei die Wählerschaft der AfD in mindestens drei Teile gespalten. So gebe es "Leute, die glauben tatsächlich an eine Überlegenheit des deutschen Blutes und es gibt einen Teil, der ist generell schlecht gelaunt. Denen kann ich nichts anbieten." 

Einen Unterschied in der Politik machen

Aber den Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, die das Gefühl hätten, dass es in der Politik zu wenig um ihre Alltagsthemen und ihre Sorgen gehe, wolle er zeigen, dass die FDP eine Alternative für Demokraten ist: "Wenn Du mit der Politik der Regierung unzufrieden bist, musst Du nicht gleich das gesamte politische System wegfegen, wie es die AfD will. Sondern es reicht, die Regierungspolitik zu wechseln, damit es eine neue Perspektive gibt."

Die FDP wolle ins Parlament zurück, um dort einen Unterschied in der Politik zu machen. Er sieht drei Prioritäten: "Erstens den Mittelstand vor dem ausufernden Bürokratismus und immer höheren Abgaben schützen." Zweitens brauche Deutschland eine Ordnung für die Zuwanderung. Flüchtlinge könnten in der Regel nicht auf Dauer bleiben, sondern müssten zurückkehren, wenn die Gefahr in ihrer alten Heimat vorbei sei, wirbt er erneut für das FDP-Modell. Das Land müsse sich drittens seinen Zukunftsaufgaben stellen, etwa der Digitalisierung, so Lindner.

Pkw-Maut ist ein Schildbürgerstreich

Mit Blick auf die außenpolitische Gemengelage - US-Wahl und Brexit - will Lindner daran arbeiten, wieder Vertrauen in Vernunft und Fakten in der Politik zurück zu gewinnen. Er ist überzeugt, das gelingt, "indem Politik selbst seriös arbeitet, Probleme löst und sich an Vernunft und Fakten orientiert - und Symboleffekten und Showelementen abschwört."

Er kann sich in diesem Zusammenhang einen Seitenhieb auf Seehofers CSU nicht verkneifen: "Nehmen Sie die Pkw-Maut, die wegen einer bayerischen Regionalpartei eingeführt wird, aber mehr kosten wird an Verwaltungsaufwand als Einnahmen erzielt werden. Das ist ein Schildbürgerstreich."

Anderen zunächst Gutes zutrauen

Lindner sieht im aktuellen Bundestag eine Vollversammlung von Sozialdemokraten unterschiedlicher Farbe: "Nichts gegen die Sozialdemokratie, aber das heißt eben auf Gleichheit, auf Ausgleich, auf Status quo-Sicherung zu setzen."

Die Zielgruppe der FDP hingegen lasse sich nur an einer Geisteshaltung festmachen: "Das ist die Haltung, das eigene Leben anpacken zu wollen, Verantwortung zu übernehmen für eigene Entscheidungen. Großzügig zu sein gegenüber anderen und ihnen zunächst Gutes zuzutrauen. Und von der Zukunft nicht etwas zu befürchten, sondern etwas zu erhoffen."

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