StiftungLGBT-Rechte in Indonesien

Homophobie auf dem Vormarsch

Schwules Paar
14.04.2016

Eine Welle der Trans- und Homophobie bricht über Indonesien herein. In dem Inselland wurden Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (LGBT) bislang in der Regel nicht bedroht. Plötzlich diffamieren Politiker, Religions-Gruppen und viele andere Homosexualität als krank, unmoralisch und gefährlich für die Gesellschaft. Für "freiheit.org" analysieren Moritz Kleine-Brockhoff, Projektleiter der Stiftung für die Freiheit in Jakarta, und die Stiftungsreferentin Sinta Suryani die Entwicklungen.

Zu den neuerdings lautstarken Feinden der LGBT-Gemeinde gehörten unter anderem die Minister für höhere Bildung, Verwaltung und Verteidigung sowie der Psychiatrieverband und die staatliche Rundfunk-Kommission. Polizisten hätten Demonstrationen und Workshops von LGBT-Aktivisten aufgelöst und Wohnheime willkürlich durchgesucht, und in der Stadt Bantul hätten die Behörden ein Transgender-Internat auf Druck von Islamisten geschlossen. Per Fatwa-Erlass habe Indonesiens Rat der islamischen Gelehrten alle LGBT-Aktivitäten als 'haram' eingestuft – "also als verboten", berichten die Stiftungsexperten.

Die Politik lässt LGBT-Menschen im Stich

Bislang seien nur wenige prominente Politiker der LGBT-Community zur Hilfe gekommen, erklären Kleine-Brockhoff und Suryani. "Uneingeschränkt unterstützend positionierte sich nur eine Politikerin im Land: die Parlamentarierin Eva Sundari der ansonsten peinlich stillen Regierungspartei PDI-P." Sundari habe ohne Rücksicht auf politische Allianzen in einem Meinungsartikel die Hassreden führender Politiker sowie Angriffe auf die Rechte von LGBT-Personen kritisiert.

Die internationale Menschenrechts-NGO "Human Rights Watch" wandte sich in einem offenen Brief an den Präsidenten Indonesiens, Joko Widodo. "Wir rufen Ihre Regierung dazu auf, Führung zu zeigen durch öffentliche Stellungnahme: Die Rechte aller Indonesier müssen respektiert werden, inklusive LBGT. Reformen müssen diese marginalisierte Minderheit schützen statt sie zu verfolgen", hieß es in dem Brief. Aber der Präsident schweige bislang, so die Stiftungsexperten.

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