StiftungRaif Badawi Award

Mut finden, für die gemeinsamen Werte aufzustehen

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger bei der Preisverleihung. Bild: FNFSabine Leutheusser-Schnarrenberger bei der Preisverleihung. Bild: FNF
15.10.2018

Am 10. Oktober 2018 wurde zum vierten Mal der Raif Badawi Award for courageous journalists von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit verliehen. Preisträger in diesem Jahr ist das in Jordanien ansässige unabhängige Journalistennetzwerk "Arab Reporters for Investigative Journalism" (ARIJ). Die Gründerin und Leiterin Rana Sabbagh nahm den Preis entgegen. Bei der Verleihung auf der Frankfurter Buchmesse lobte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin a.D. und stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, die mutige Arbeit von Sabbagh, die sich "als starke und überzeugende Stimme für Menschen- und Bürgerrechte in der arabischen Welt" positioniert habe.

Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit unterstütze Individuen, zivilgesellschaftliche Gruppen und Regierungen, die der universellen Geltung der Menschenrechte Gehör verschafften, betonte Leutheusser-Schnarrenberger in ihrer Begrüßungsansprache. "Gehör hat sich – auch gegen zahlreiche Widerstände – Rana Sabbagh verschafft, die wir heute hier als Direktorin des Netzwerks 'Arab Reporters for Investigative Journalism' würdigen wollen", sagte sie. "Das von ihr gegründete Netzwerk 'ARIJ' macht nicht an Ländergrenzen halt." So war ARIJ die erste Medienorganisation in der Region, die sich der Förderung von investigativem Journalismus in arabischen Redaktionen widmete. Das Netzwerk fördert Journalisten und deren Recherchen zu sensiblen Themen in Jordanien, Syrien, Libanon, Ägypten, Irak, Bahrain, Palästina, Jemen und Tunesien. Bei dem Einsatz für universelle Menschenrechte gehe es um die gemeinsamen Werte, "für die wir den Mut finden sollten aufzustehen – so wie Raif Badawi, seine Schwester Samar Badawi und ARIJ es uns täglich zeigen", unterstrich Leutheusser-Schnarrenberger.

Der Journalistenpreis, initiiert von Badawis Ehefrau Ensaf Haidar und dem Journalisten Constantin Schreiber, soll an den inhaftierten saudischen Blogger Raif Badawi erinnern, der wegen seiner islamkritischen Texte zu 1.000 Peitschenhieben und zehn Jahren Haft verurteilt wurde. Vor einigen Wochen verhaftete die saudische Regierung außerdem Badawis Schwester Samar.

Badawis Schicksal stehe stellvertretend für viele, die sich trauten, für die eigene Freiheit und die Freiheit ihrer Gesellschaften einzutreten, hielt Leutheusser-Schnarrenberger fest. "Viele von ihnen müssen für diesen Mut mit schwerem Leid bezahlen", sagte sie. "Wie aktuell der Raif Badawi Award ist, zeigen uns die traurigen Ereignisse der letzten Tage. Ich erinnere an Jamal Khashoggi, den saudischen Journalisten, von dem bis heute völlig unklar, ist wie er das saudische Konsulat in Istanbul verließ. Ich will in diesem Zusammenhang aber auch an die Journalisten und Journalistinnen erinnern, die in den vergangenen Tagen und Monaten ihr Leben dafür lassen mussten, dass sie investigativ den herrschenden ihrer Länder auf die Spur kamen."

"Dieser Preis und seine Träger mahnen, wie wichtig Presse- und Meinungsfreiheit sind und wie schnell sie schwinden können", verdeutlichte Leutheusser-Schnarrenberger. Dies gelte nicht nur für die arabische Welt, sondern auch für die eigene Nachbarschaft, hob sie mit Blick auf die Untergrabung der Pressefreiheit etwa in Malta, der Slowakei und Bulgarien hervor. "Wer hat Daphne Caruana Galiti umgebracht? Wer ist für den Tod von Jan Kuciak und seiner Verlobten verantwortlich? Wer hat Victoria Marinova aus Bulgarien auf dem Gewissen? Diese Toten sind Warnsignale", mahnte die ehemalige Bundesjustizministerin. "Sie fordern von uns, dass wir nicht als Zuschauer verharren, sondern von den entsprechenden Regierungen Schritte erwarten, diese Morde aufzuklären und die Ursache anzugehen. Nur dann bleiben wir als eine Europäische Union die gemeinsame Werte hochhält glaubwürdig."

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