FDPUS-Präsidentschaftswahl

US-Wahl: Für Europa wird es nicht leicht

Alexander Graf LambsdorffAlexander Graf Lambsdorff sieht ein tief gespaltenes Land
08.11.2016

Amerika wählt. Clinton oder Trump: Wer wird ins Weiße Haus einziehen? Alexander Graf Lambsdorff, Vizepräsident des Europäischen Parlaments, ist nach dem erbitterten Wahlkampf, den sich die Kandidaten geliefert haben, froh, "dass endlich gewählt wird." Im Interview mit dem ZDF-Morgenmagazin blickt er nach vorn: "Die Spaltung zu überwinden ist der große Wunsch aller, die sich mit Amerika befassen und vieler Amerikaner auch“, sagt er zur tiefen Spaltung zwischen US-Demokraten und Republikanern.

Den Erfolg von Donald Trump erklärt er sich gerade mit dessen Entgleisungen. Er habe einen Wahlkampf geführt, der mit "Political Correctness" gar nichts zu tun gehabt habe. "Interessanterweise hat ihm das so große Zustimmung gebracht, dass wir jetzt ganz enge Umfragewerte haben." das sei aber etwas, dass "wir auch in Europa beobachten." Er nennt Johnson, Farage, Le Pen und die FPÖ in Össterreich. "Wir haben im Moment diese populistischen Kräfte in allen westlichen Demokratien und Trump ist der stärkste von allen."

Das wäre wirklich ein echtes Drama

Lambsdorff, der persönlich nicht daran glaubt, dass Trump gewinnt, sieht die EU gut gerüstet für den Tag nach der Wahl.  Die EZB werde Äußerungen machen, um die Märkte zu beruhigen. Es werde keinen Schock geben, "außer vielleicht an den Börsen, die immer hypernervös sind". Er werde allenfalls eine graduelle Verschlechterung geben. Und zwar, "wenn die beiden, insbesondere Trump, wahrmachen, was sie angekündigt haben, nämlich Handelsabkommen zu kündigen, und bei Trump sogar, die Welthandelsorganisation zu verlassen, was ein absoluter Knaller wäre."

Denn: Wenn ein möglicher Präsident Trump sich aus der Welthandelsorganisation verabschie, würden alle Produkte, alle Dienstleistungen im Handel mit den USA teurer, weil es plötzlich Zölle gäbe, die es bisher überhaupt nicht gegeben habe. Lambsdorff gibt zu bedenken: "Man müsste alles neu aushandeln. Ich glaube, das wäre wirklich ein echtes Drama."

Auch mit Clinton wird es für Europa nicht leicht

Aber auch mit einer möglichen Präsidentin Clinton werde es für Europa nicht leicht: "Es gibt ein anderes Feld, da müssen wir auch drauf achten. Das ist das Feld der Sicherheitspolitik. Da haben beide ganz klar gesagt, sie erwarten mehr von Europa." Der Vizepräsident des Europaparlaments wünscht sich in diesem Zusammenhang, dass Europa in dieser Beziehung erwachsen wird: "Europa muss seine Sicherheitspolitik, seine Verteidigungspolitik auf den Stand des 21. Jahrhunderts bringen. Denn da sind wir definitiv nicht."

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