FDPUS-Präsidentschaftswahl

Es kann eigentlich nur Hillary Clinton gewinnen

Alexander Graf Lambsdorff hofft auf einen Sieg von Hillary ClintonAlexander Graf Lambsdorff hofft auf einen Sieg von Hillary Clinton
04.11.2016

Am Donnerstagabend ging es in der Diskussion bei Maybrit Illner um die anstehenden Wahlen in den USA. Als Gast in der Runde unterstrich der Vizepräsident des EU-Parlaments, Alexander Graf Lambsdorff, dass nur die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton der komplexen internationalen Gemengelage gewachsen sei. Zusammen mit den anderen Gästen stellte er sich der Frage, wie es so weit kommen könnte, dass ein Kandidat wie Donald Trump so lange im Spiel bleibt.

Auch zu Gast waren die amerikanische Autorin Deborah Feldman, der amerikanische Politologe Andrew B. Denison, der ZDF-US-Experte Claus Weber und der Trump-Wähler Nicholas Smith. Die Berliner Schülerin Paulina Unfried gab im Einzelgespräch ihre Einschätzung des politischen Klimas nach einem Austauschjahr in Minnesota.

Grundvertrauen gibt es nur bei Hillary Clinton

Smith, ein junger Essener Restaurantbetreiber aus Kalifornien, wählte Trump bereits per Briefwahl und schilderte seine Entscheidung als Kritik am politischen Establishment. Er zeigte sich von den Zielen der Demokraten wenig überzeugt. So räumte er ein, dass Länder wie Deutschland attraktive Gesundheits- und Bildungssysteme sowie Infrastruktur hätten, behauptete aber, diese könnten nur finanziert werden, weil die USA in solchem Ausmaß für Verteidigungsausgaben hafteten.

Dieses Argument griff Lambsdorff sofort auf. Dass die EU militärische Aufgaben an die USA auslagere, stimme zum Teil. Europa müsse die aktuelle Situation auch zum Anlass nehmen, in dieser Beziehung erwachsen zu werden, und mehr in die gemeinsame Verteidigung investieren. Doch gerade wegen der außenpolitischen Herausforderungen sei Clinton die bessere Wahl, verdeutlichte Lambsdorff. "Wir haben global zurzeit so viel Unruhe, da kennt sich Clinton besser aus. Sie kann knallhart sein, aber wir brauchen Grundvertrauen, und das haben wir nur bei Clinton."

Rolle von Sexismus im Wahlkampf nicht unterschätzen

In seiner Analyse verwies Denison auf die Rolle der Frauenfeindlichkeit im Wahlkampf. Clinton sei als Frau "zu schlau und hat zu gut ihre Hausaufgaben gemacht" für den Geschmack vieler Wähler. Lambsdorff stimmte ihm zu: "Ich glaube das ist tatsächlich eine Sexismus-Frage, es ist aber ganz konkret eine Hillary-Feindlichkeitsfrage. Die Konservativen in Amerika hassen diese Frau abgrundtief." Dies hänge auch mit ihrer Geschichte als eine starke First Lady zusammen, als sie noch versuchte, wie Obama es später schaffte, ein nationales Krankenversicherungssystem einzuführen. Gegen dieses Vorhaben habe es damals wie auch jetzt massiven konservativen Widerstand gegeben.

Die USA sind ein kulturell gespaltenes Land

Mit den Erfahrungen aus ihrem Austauschjahr durchleuchtete die Berliner Schülerin Pauline Unfried das politische Klima im amerikanischen Kernland. "Die haben 20 Gewehre und wollen keinesfalls Abtreibung. Für die macht Trump Sinn", schilderte sie das erzkonservative Umfeld. Lambsdorff gab zu bedenken: "Das Herz Amerikas nehmen wir kulturell kaum war. Wir haben auch keinen amerikanischen Geschichtsunterricht in der Schule." Nur von einer Wertegemeinschaft zu sprechen, reiche nicht aus – man müsse die Entwicklung der dortigen Kultur auch nachvollziehen können.

Mit Blick auf die tiefe gesellschaftliche Spaltung erklärte Lambsdorff, warum Donald Trump Skandale überlebt und Äußerungen fallen lassen kann, die für andere fatal gewesen wären. Je mehr Trump für sein Auftreten gescholten würde, umso glaubwürdiger wirke er für seine Klientel, konstatierte Lambsdorff. "Er redet in einer Art und Weise, die mit Political Correctness, mit rücksichtsvoller Sprache zwischen den Geschlechtern, zwischen den Rassen, zwischen Inländern und Ausländern, nichts zu tun hat. Er bricht alle Regeln." Damit spreche er aber Leute an, die die Werten und Umgangsformen der gefühlten Eliten ablehnten.

Trump ist Symptom einer Demokratiekrise

Letztendlich gebe es auch im europäischen Politikbetrieb Randfiguren wie Nigel Farage und Marine Le Pen, die Regeln brächen und sich mit wirren Sprüchen Aufmerksamkeit verschafften. Lambsdorff sprach insofern von einer Demokratiekrise, auch in Europa. Sein unmittelbares Fazit vor der US-Wahl: "Es kann eigentlich nur Clinton gewinnen, aber alle sind hypernervös."

Hier können Sie die Sendung in voller Länge sehen.

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