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Demokratie muss in Bewegung bleiben

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28.07.2016

Der Schriftsteller Wladimir Kaminer schreibt für das Debattenmagazin "liberal" über die Unterschiede zwischen der Infrastruktur in der Sowjetunion und in der Bundesrepublik. "In meiner Heimat wurde die Infrastruktur des Landes der Ideologie unterstellt, sie diente der Stärkung des Regimes, nicht dem Bürgerwohl", berichtet Kaminer. Der Staat scheine daran interessiert gewesen zu sein, seine Bürger möglichst unbeweglich zu halten, resümiert der Schriftsteller.

"Man konnte sich in der Sowjetunion kaum bewegen, wir lebten in einer geschlossenen Gesellschaft; vom Ausland abgeschottet, inländisch durch die kaputten Straßen und Wege voneinander abgeschnitten, waren wir im Grunde Immobilien des Staates", erläutert Kaminer. So sei die Staatsideologie angelegt gewesen: "Ein ewig fortdauernder Weg zum Kommunismus ohne Essenspausen, niemand sprach davon, dass man unterwegs manchmal auch Hunger hat. Dabei war baldiges Ankommen nicht vorgesehen."

Im Gegensatz dazu stehe die Bewegungsfreiheit in Deutschland: "Ich glaube, die Demokratie ist ein ständiges Basteln an der technischen und sozialen Infrastruktur des Landes, ein Prozess der unablässigen demokratischen Erneuerung der Gesellschaft. Nur flexible Staaten, die sich den neuen Anforderungen anpassen, haben eine Überlebensperspektive. Wie die Ärzte sagen: Wir müssen in Bewegung bleiben."

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